Eigentlich war Petra in einer beneidenswerten Situation. Sie hatte in den letzten Jahren große Karriereschritte gemacht & ihr war eine leitende Position im Ausland angeboten worden. Im Coaching erzählte sie mir, dass ihr das Angebot schmeichle. Gleichzeitig hatte sie Angst, sich im Ausland nicht wohlzufühlen & sorgte sich, ihre Familie durch den Umzug zu belasten.
Solche Gefühle kennen die meisten Menschen. Manche haben Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen. Andere sorgen sich um ihre Gesundheit. Wenn die Betroffenen mit anderen ihre Sorge teilen, wird ihnen meist geraten, die eigene Angst zu überwinden. So als wäre Angst etwas Schlechtes und müsse möglichst schnell ausgelöscht werden.
Für mich ist Angst eine uns wertvolle Informationen liefernde Gefühlsregung. Sie entsteht, weil etwas persönlich Wichtiges gefährdet ist. Angst liefert bedeutsame Impulse, Bewahrenswertes zu schützen.
Die Motivationsexpertin Julia Strack hat die positiven Seiten von Angst erforscht. Wenn Menschen ihre Ängste offen annehmen, können enorme Energien freigesetzt werden. Strack spricht in diesem Kontext von „angstinduzierter Motivation“. Die physische & mentale Erregung, die Angst hervorruft, schärft unsere Sinne & steigert unsere Leistungsfähigkeit (Strack & Esteves, 2015). Dies ist allerdings nur der Fall, wenn die Emotion nicht zu stark wird.
Wenn Menschen glauben, Angst sei schädlich, entwickeln sie Angst vor der Angst & ihre Macht steigt exponentiell an.
Mit meinen Coachingkund:innen erarbeite ich, wie sie ihre Haltung gegenüber den eigenen Ängsten verändern können. Die Energie, die bislang zur Unterdrückung der eigenen Angst eingesetzt wurde, kann eine enorme Quelle für Weiterentwicklung werden. Wichtig ist, die Botschaft der Angst zu entschlüsseln. Welche positive Absicht verbirgt sich hinter der Angst? Was will sie uns sagen? Was soll geschützt oder bewahrt werden?
Petra hat sich nach unserem Coachingprozess übrigens gegen die Position im Ausland entschieden. Ihre Angst hat ihr verdeutlicht, wie wichtig ihr ihre Familie & ihr vertrautes Umfeld ist. Sie ist verständnisvoller sich selbst gegenüber geworden und hat gelernt, die Botschaften ihrer Gefühle zu entschlüsseln.